Solare Leckerbissen Sonnenenergie 3/01

Von der Sonne in die Pfanne


solarkocher_301.jpg (8643 bytes)     Solares Kochen wird oft als Spielerei angesehen. Wer «gutes Essen» und «Sonnenenergie» mag, findet jedoch im Sonnenkocher die ideale Verbindung dieser Elemente. Während der klassische Sonnenofen für eine Familie kocht, backt die «Rollende Solarküche» die Pfannkuchen gleich im Dutzend. Text und Bilder: Michael Götz

Der ULOG-Sonnenofen über den Dächern von Neuenburg
 


Sie kommen von der Arbeit nach Hause und ihr Mittagessen wartet dampfend auf sie. Nichts ist angebrannt, nichts übergelaufen, und dies obwohl sie seit morgens um 8 unterwegs waren. War ein computergesteuerter Küchenroboter am Werk? Nein, eine einfache (aber durchdachte) Holzkiste und die Sonne haben die Arbeit für sie erledigt!

Der Sonnenofen

Seit den ersten Solarkochern vor 50 Jahren wurden viele Modelle entwickelt: vom einfachen Kartonreflektor über den hölzernen Sonnenofen bis zu automatisch nachführenden fix-focus Parabolspiegelkochern. Weit verbreitet ist der ULOG Sonnenofen, den der Ingenieur Ulrich Oehler vor 20 Jahren entwickelt hat. In der Schweiz zählt man etwa 7000 solche Kocher und weltweit wurde dieses Modell in grosser Zahl kopiert.

Wie funktioniert der Sonnenofen? Der Sonnenofen ist eine gut isolierte Holzkiste mit einer inneren, geschwärzten Aluminiumwanne und einem Fenster mit Doppelverglasung. Durch den «Treibhauseffekt» erhitzt sich die schwarze Pfanne im Innern des Ofens langsam auf 120° bis 130°C. Nach 2–4 Stunden ist das Kochgut gar und dies ohne jede Überwachung. Es gibt kaum eine einfachere Kochmethode! Der Sonnenofen ersetzt sowohl die Herdplatte als auch den Backofen – vorausgesetzt, die Sonne scheint. Sehr gut gelingen im Sonnenofen Gemüse, Gratins, Reis, Getreide, Poulet, Braten, Voressen, Fisch, aber auch Kuchen, Guetzli und sogar Brot. Nur für Steaks, Pommes Frites und Spaghetti braucht es einen stärkeren Kocher (Parabolspiegel).

Rezepte

Solar Brownies CNCS
100 g Butter zusammen mit 75 g Schokolade in einer Porzellanschüssel im Sonnenofen schmelzen. 2 Eier dazugeben und mit einer Gabel gut rühren.
1 Tasse Mascobado oder Zucker   
75 g Schokolade, grob gehackt
1/2 Tasse Mehl mit einem gehäuften Teelöffel Backpulver
1 1/2 Tassen gemahlene Haselnüsse oder Mandeln
1/2 Tasse Baumnusskerne
2 Esslöffel Rum
Alle Zutaten nacheinander dazugeben und rühren. Auf einem schwarzen, kleinen Backblech (oder in einer grossen Pfanne) auf Backpapier etwa 2 cm dick ausstreichen und im Sonnenofen 2–2 1/2 Stunden backen. In Rechtecke schneiden.

Spargeln aus dem Sonnenofen
Spargeln rüsten und in eine grosse Pfanne legen. Gleichzeitig können halbierte Kartoffeln oder andere Gemüse mitgekocht werden. Pfanne nur 1 cm hoch mit Wasser füllen, salzen. Eine Messerspitze Zucker und etwas Butter zufügen. Im Sonnenofen 2 Stunden kochen. Mit Schinken und Salat servieren.


 

 Die rollende Solarküche

 

«Zu wenig Leute kennen die solare Küche, deshalb bringen wir diese zu ihnen.» Diese Idee stand hinter der Konstruktion der rollenden Solarküche der Gruppe ULOG im Jahre 1997. Ein Fahrzeuganhänger wurde mit zwei leistungsfähigen Parabolspiegelkochern, einem Sonnenofen, Geschirr und Küchenutensilien und sogar einem Spülbecken ausgerüstet. Seither wird diese Küche an Musikfestivals, Umweltfesten und Märkten eingesetzt. Die Küche kann gemietet werden oder sie wird von der Gruppe ULOG oder dem CNCS (Centre Neuchâtelois de cuisine solaire) in eigener Regie betrieben. Einige Anlässe wurden in Zusammenarbeit mit der SSES Neuchâtel organisiert, wie z.B. der Einsatz im «Solardorf» des Musikfestivals auf dem Mont-Soleil bei St-Imier.

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Die Rollende Solarküche im Einsatz im Solardorf des Musikfestivals Mont-Soleil

Meistens wird die Küche als «Solar-Crêperie» eingesetzt. Bei bestem Sonnenschein können so 30 Pfannkuchen pro Stunde gebacken werden. Natürlich schmecken die Solar-Crêpes besonders gut; trotzdem muss bei schlechtem Wetter auch mal auf Gasbetrieb umgestellt werden. Auch Gerichte wie «Couscous» oder «Chilli con carne» und natürlich Kaffee und Kuchen werden mit der rollenden Solarküche zubereitet. Rekordverdächtig war die Zubereitung von über 200 Portionen «Couscous» durch den WWF in Bern im letzten Sommer. Diese wurden direkt vor dem Bundeshaus an Jugendliche verteilt, die an einer Veranstaltung für die Solarinitiativen teilgenommen hatten.
Insgesamt war die Küche im letzten Jahr 22 mal im Einsatz. Diese Einsätze fanden hauptsächlich während der Wochenenden in den Sommermonaten statt. Auch dieses Jahr gibt es wieder viele Gelegenheiten, solare Crêpes vor ihren Augen entstehen zu sehen und zu kosten. Das Programm finden sie unter www.ulog.ch/Deutsch/Agenda.html. Ganz neu sind Kocheinsätze im Ausland: Die Küche ist im Juni in Dubrovnik/Kroatien und später auch in Südfrankreich im Einsatz.

Kontaktadressen:
Gruppe ULOG, Morgartenring 18, 4054 Basel, www.ulog.ch;
CNCS, Rue Matile 71, 2000 Neuchâtel, cuisine.solaire@suisse.org, www.ulog.ch/cncs
GloboSol, Postfach 5, 4011 Basel, www.globosol.ch.
«Die Rollende Solarküche» c/o Ch.Lippold, Erstelweg 18, D-79594 Inzlingen / Deutschland, ch.lippold@t-online.de

  lastmod 19.06.01 by mbuser